Was ist ein Schulbesuchshund?
Ein Schulbesuchshund geht als Begleiter einer Lehrkraft mit in die Schule und unterstützt und bereichert stundenweise den Schulalltag und das Unterrichtsgeschehen.
„Mit einem kurzen Schweifwedeln kann ein Hund mehr Gefühl ausdrücken, als mancher Mensch mit stundenlangem Gerede.“ (Louis Armstrong)
Warum ein Schulbesuchshund?
Inzwischen belegen zahlreiche Erfahrungsberichte und wissenschaftliche Studien die positiven Wirkungen eines Hundes auf die Lernatmosphäre, die Aufmerksamkeit und Konzentration der Kinder, sowie deren Umgang miteinander. Viele Kinder haben zu Tieren, besonders zu Hunden, eine natürliche positive Bindung, die ihr Verhalten liebe- und rücksichtsvoll(er) werden lässt.
Eigene Erfahrungen haben gezeigt, dass die Kinder viel schneller bereit sind, Rücksichtsicht auf das Tier zu nehmen, als auf ihre Mitschüler/Innen. Durch die gezielte Beobachtung der Körpersprache des Hundes lernen die SchülerInnen auch die Körpersprache und Mimik ihrer Mitmenschen genauer zu beobachten. Sie lernen auch, ihre Körpersprache bewusster einzusetzen, da Hunde sehr auf non verbales Verhalten und Ausstrahlung reagieren. So reagiert ein Hund auf rücksichtsloses und unbeherrschtes Verhalten i.d.R. mit Rückzug, was den Kindern sofort auffällt.
Durch das Erlernen und Einhalten von „Hunderegeln“ (die von den Schülern erstaunlicherweise nie diskutiert werden), werden die Schülerinnen und Schüler geübter in der Umsetzung von „Schülerregeln“ und sensibler für die Bedürfnisse anderer. Durch die Einbeziehung der Schüler in die Pflege und Versorgung des Hundes, entwickeln die Kinder ein Verantwortungsgefühl, Der Hund hat keine besonderen Erwartungen an die Schüler und so haben sie durch ihn keinen Stress. Schön zu beobachten: Mit einem Hund sprechen alle Schüler ungezwungener.
Die Zuwendung des Hundes baut das Selbstwertgefühl und das Selbstbewusstsein der SchülerInnen auf. Sie fühlen sich von ihm ohne Einschränkungen angenommen, egal wie sie aussehen und was sie leisten können. Durch die direkte Befolgung des Hundes von Befehlen wird das Selbstbewusstsein zusätzlich aufgebaut. Für eine funktionierende Kommunikation mit einem Hund ist überzeugendes Auftreten Voraussetzung: Jeder Befehl führt nur dann zum Erfolg, wenn er mit innerer Entschlossenheit gesprochen wird. Die Erfahrung, einen (großen) Hund „im Griff“ zu haben, lässt die Gesichter der Kinder vor Stolz und Freude strahlen.
Über das Streicheln des Hundes werden nachweislich Stress, Angst, Trauer oder Aggression/Depression abgebaut. Kinder in schwierigen emotionalen Lagen erhalten hier eine Möglichkeit, im Kontakt mit dem Hund Ruhe und innere Stabilität wieder zu erlangen. Diese Chance nutzen viele Kinder intuitiv, wobei sie Tempo und Intensität des Kontaktes zum Hund selbst bestimmen können.
Wilma stellt sich vor
Ein Schulbesuchshund sollte
- keinerlei aggressive Ausstrahlung besitzen
- sich am Menschen orientieren und sich für diesen interessieren
- über einen guten Grundgehorsam verfügen
- über ein ruhiges, freundliches Wesen verfügen
- absolut verträglich mit Kindern sein
- nicht besonders geräuschempfindlich oder ängstlich sein
- keinen Herdentrieb besitzen
Über diese Charaktereigenschaften verfügt Wilma im Besonderen.
Wilma ist eine Berner-Sennen Mischlingshündin, die am 28.06.2017 auf einem Bauernhof geboren wurde. Dort verlebte sie eine freie, turbulente Prägungsphase bevor sie mit 10 Wochen in die mehrköpfige Familie Heidenreich kam. Hier zeigte sich bald ihr tiefenentspanntes freundliches Wesen, welches zu der Überlegung führte, Wilma im Unterrichtsalltag einzubinden. Um den Hund pädagogisch fundiert, sach- und tierschutzgerecht einsetzen zu können, erwarb Frau Heidenreich in diversen Fortbildungen die nötigen Fachkenntnisse in Theorie und Praxis.
Einsatz von Wilma
a) Projekthund
Phasenweise wird Wilma als Motivation für bestimmte Fächer eingesetzt: so würfelt sie beispielsweise im Projekt „Kopfrechnen mit Wilma“ in der Grundschule Zahlen, die dann mit einer Rechenaufgabe verknüpft werden.
In höheren Klassen sucht sie gelegentlich durch den Würfel aus, wer die Hausauf-gaben vortragen darf oder die Vokabeln abgefragt bekommt. Am Projekt „Lesen mit Wilma“ nehmen alle Schüler gern teil, egal ob groß oder klein! Wenn man beim Lesen gleichzeitig einen Hund streicheln kann oder nur dessen Nähe genießt, fällt das Lesen direkt leichter. Vielleicht liegt es daran, dass Wilma eine immense Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt, die sich auf die Kinder/Jugendlichen überträgt. Bewegungssequenzen mit Wilma, (Laufspiele, Brückenfangen u. v. m.), Such- und Wahrnehmungsspiele lockern den Schulalltag auf und trainieren spielerisch Regel-bewusstsein und Sozialkompetenz. Auch wird Wilma als anschauliches Objekt zum Thema „Hunde im Sachunterricht bzw. im Fach Biologie“ eingesetzt.
b) Projekt Hundetraining (Einzelarbeit)
Im Hundetraining dürfen zwei ausgewählte Schüler mit Wilma arbeiten. Wilma beherrscht verschiedene Tricks, die der regelmäßigen Wiederholung bedürfen, damit sie nicht aus der Übung kommt. Zeitweise wird ein Parcours mit verschie-denen Herausforderungen (angelehnt an Agility / Wilmas Hüften und Ellbogen sind vom Tierarzt untersucht und als gesund befunden worden) aufgebaut, in dem Wilma über Hindernisse springen, durch sie durchlaufen oder auf ihnen balancie-ren soll. Dabei gelten unterschiedliche Kommandos. Wilma hat in ihrer Ausbildung gelernt, auch auf Schüler zu hören, wenn dies ihr Auftrag seitens der Halterin ist. So lässt sie sich von den Schülern durch den Parcours führen, wenn diese sicher und klar in ihrem Auftreten sind. Die Erfahrung einen großen Hund „im Griff“ zu haben, gibt den Kindern ein Gefühl von Stolz und Freude.